PHILOSOPHIE

It’s all in the Taiji Form, but things are too small to be seen by yourself,
to discover them by yourself without help, needs 7 live times.”
GM Zheng Manqing

Vor über 750 Jahren entdeckte der daoistische Mönch Zhang Sanfeng – angeregt durch die Beobachtung des Kampfes zwischen einer Schlange und einem weißen Kranich – die Prinzipien der inneren Kampfkünste. So besagt es die Überlieferung, die historisch als Ursprung des Taijiquan gilt  > Historie. Taijiquan wurde über Jahrhunderte in den daoistischen Klöstern der Wudang-Berge weitergegeben, entwickelt und tradiert als praktische Methode zur Erlangung der Unsterblichkeit durch die Kultivierung von Qi (氣 - Chi) oder innerer Energie.

Die beiden Zeichen Tai und Ji und ihre Bedeutung wurzeln in der Philosophie des alten China. „Tai“ (太) bedeutet großartig oder überragend. „Ji“ (极) steht für extrem, absolut oder ultimativ. Zusammengenommen stellen sie eine der folgenden Möglichkeiten dar: Alles, was existiert; die Mutter aller Dinge; das Feld von Yin und Yang. Im Kontext von Kampfkunst wird „Taiji“ mit „Quan“ (拳 - Faust) kombiniert. Meister Huang soll jedoch oft betont haben, dass er nicht Taijiquan unterrichte, sondern Taiji - das praktische, philosophische System der inneren Entwicklung durch die Verfeinerung und Koordination von Geist, Energie und Körper.

Die Schule für Taijiquan und Qigong steht in dieser Tradition des „Inneren Taiji“ und in direkter Trainingslinie des Yang Stils. Ihre daoistischen Wurzeln spiegeln sich im Training der „Inneren Kultivierung“ - daher auch „Inneres Taiji“ (Neigong). Taiji trainiert die Kultivierung des Körpers, der Energien/Kräfte und des Geistes durch Bewegung und Ruhe. Im chinesischen Kontext wird dies als Zusammenspiel der Drei Schätze (San Bao 三寶) bezeichnet, die „Jing – Qi – Shen“ (精氣神) genannt werden. Wir übersetzen dies in unserem Training als „Körper – Energie – Geist“ (body – energy – mind). Die Balancierung des körperlichen, emotionalen und mentalen Zentrums steht im Vordergrund des Trainings und folgt dem Weg der inneren Entwicklung oder Verfeinerung. So entwickelt das Üben von Taiji innere Kraft und Harmonie durch die Koordination und Entspannung von Geist (mind), Kräften (energy) und Körper (body).  > Kursangebot

Äußerlich betrachtet ist Taiji eine Bewegungskunst, die der Gesundheitspflege (Yangsheng 养生) und der Selbstverteidigung (Wushu 武术) dient. Der innere Aspekt des Taiji dient der Balancierung von Geist, Energie und Körper. Auch wenn diese Bereiche oft getrennt voneinander dargestellt werden, sind sie doch ganzheitlich miteinander verbunden und viele fortgeschrittene Lehrer haben ihre Einsichten, Kenntnisse und Fähigkeiten in diese Übungsform einfließen lassen.

Für Patrick Kelly vereint das Taiji traditionell drei Schwerpunkte:

  • die körperliche Übung, die über die Entwicklung von Geschwindigkeit, Kraft und Ausdauer hinausgeht
  • die Kampfkunst, bei der das Nachgeben das zentrale Prinzip ist und die Offensivkraft an das Gegenüber zurückgegeben wird
  • ein System der psychologischen und spirituellen Entwicklung, das sich auf die Konzepte der Natürlichkeit, des Gleichgewichts und der Überwindung aller Vorstellungen konzentriert.

Taiji nutzt die Verfeinerung des Körpers (Li), der Energie (Qi) und des Geistes (Yi/Xin) und führt uns aus dem Alltagszustand in eine Position von innerer Kraft, innerer Ruhe und innerem Verständnis. Aus Philosophie und Praxis lassen sich somit für unser Training drei zentrale Bereiche beschreiben: Gesundheitspflege, Meditation und Selbstverteidigung.